Ab in die Bütt... 

„Dorndorferisch“ für Anfänger  

Aus einer Dorndorfer Büttenrede von Johannes Lahnstein  

Ich hale etze en Bitteret fier alle Frieme, Auslenner un Kurgest, also fier alle, die der Platten Sprache net mächtig sei.

Diese Minderheiten wern nämlich während dene normale Kappesitzunge immer diskriminiert, weil sie die einschlägige Fachausddrick aus der platten Insieder-Szene net versteh, also Werter wie „Irn, Li, Stendäbone, Hennersch Fritze Marie und Fajule-Keppel“ zum Beispiel, e mmol nur die wichtigste ze nenne.

Dene will ich etze mo all die platte Werter i erstochenem Hochdeutsch dollmetsche, die e ustennischer Dorneffer zu beherrsche hot, wenn e innä de Leu geht. Also Kuli raus en metgeschriewe, et geht lus:  

 

Die Böschung nennt man Ouwä, ein Holzscheit ist ein Kliwä,
ein großer Hammer ist ein Schlo, und was abgerissen ist, ist o.
Wer keine Frau und Geld nur hat, den nennt man einen Kommerpatt.
Und wer winsch ist und nie froh, ja das ist eine helzern Go.
Den Adler nennt man Herwei, wer spinnt, das ist ein Ammei.
Samsches ist ein Wort für trist, und luslerig wer das „Heiraten“ vergißt!
Ein Fahrrad ist ein Fillizeped, man duret, wenn man vor dem AB steht,
beim Mähen braucht man den Beihescher, en dä Arens es de haapte Mescher!
Ein hohes Tier wird estemeiert, damit es sich nicht hermeneiert,
und zuckst du mal an Arm und Bein, dann kann das nur die närrische Orä sein.
Ein Anwalt ist ein Affegot. Was ist hier los, heißt einfach Wot?
Und nur drei Farben sind hier bekannt, nämlich quittegäl, schuckeschwarz und weiß wie en Wand.
Hast du mal viel Geld dabei, ist das eine ganze Repezei.
E Keit ist ein Bestandteil und Grimm`s Lina ist ein Fehbeil.
Ja lustig, lustig, tralalalala, das Dorneffer Platt ist wunderbar.  
 
Als nächster Teil kommen sodann, Redewendungen nun dran.
Heute so und morgen so, das heißt bei uns kommhäa, blei do.
Ist alles sehr konfus und wirr, orwet man sich ins Geschirr,
und bist du voll bis an den Rand, wird das i dä Rei genannt.
Ist der Bauer mal nicht da, gehen Knecht und Magd ins Ha,
doch haben sie`s zu leicht genommen, ja dann können sie in Predouille kommen.
Was beim Essen übrig ist, in den Grapsch zu werfen ist.
Jemand andern einzulullen, nennt man Fahren mit den Hullen,
und wer vom Birnche hat getrunken, kriegt mit dem Schauerntor gewunken.
Wer Hochdeutsch spricht, nicht platt, einen Spatz gefroisteckt hat.
Und erst die Schauer versichert und dann verbrannt, wird einen Reiwoch machen genannt.
Ja lustig, lustig, tralalalalick, ihr seid lästig wie en AB-Mick.  
 
Damit ich es auch nicht vergesse, es ist von ganz besonderem Interesse,
was zieh`n die Leute denn so an? Als nächstes kommt die Kleidung dran.
Wenn`s hinten zwickt und vorne klemmt, `ne Leib- und Seelenbucks man nennt.    
 
Und ist man nicht von gestern, dann trägt man `ne Manchestern.
Geht man zu Festen dann und wann, zieht man sich ein Schmiesjen an,
doch wozu man nie braucht einen Schleps, ja das ist eine Iwwästreps.
Ein Smoking heißt bei uns zem Gleck, ganz einfach „Geeste henne weg“.
Und ist der Mensch ein Weibchen, dann zieht er an ein Leibchen,
zuweilen auch `nen Muff, doch diesen nur im Winter!
Geht man mit Nerz und Krainschesfell, dann ist das sehr verdaulich,
geht nach der neuesten Mode man, dann nennt man das fajulisch.
Ja lustig, lustig, tralalalalimpel, ein BH, das ist ein Memmentempel.  
 
Es kommen nun, kurz gerafft, Begriffe aus der Landwirtschaft.
Träisch, so heißt das brache Land, Kobzisch wird ein Sack genannt,
ein dünner, langer Holzstamm, der heißt bei uns nur Wisbam.
Und die Rüben, die man angebaut, die landen in der Rommelkaut.
Das Ferkel, das kommt in die Moul, die Kuh, die pinkelt einen Poul,
und ein Tierchen, ziemlich klein und brav, das ist der liebe Muldehaaf.
Eine große Gabel ist ein Kraaft, die Eh man über den Acker schlaaft,
die Peitsche, die heißt Schmick, ein Mouredeiä, das ist dick,
und eine Sees ist angebracht, wird das Kroumet abgemacht.
Auch Silchet, Kommet, Juch und Ha, Puddel, Gasel, Rennerwa,
Wensel, Zammkett, Plugg und Gaas, Koarscht, Os, Haseit, Hower, Waas,
will ich hier noch nennen, die meisten werden`s kennen.
Ja lustig, lustig, tralalalalo, do fehlt eigentlich nur noch der Haladäwo.  
 
Wissen muss auch jedermann, wie schreit man sich bei uns hier an?  
 
Die Kraftausdrücke sind Kultur, ich nenne nun die wichtigsten nur:
Du krommer Hond, du doller Hond, du latser, beeser, blöder Hond,
du Fettwampes, du derer Hickes, du Maulaff und du Fickedives.
Dau mei Krainsche, mer Knaddelhann, du Tranfunsel, du Schinnerhannes,
du Rallo, Laros und du Leppä, du Nasenbär, du Heckedeiä,
oh dau schee Rehgaas, dau Herchegetz, du immäzwerscher Osebetz,
du Dappes, Knuäzbock, du Schlawiner, du hennerwenzer äpscher Liener,
ach dau mei beistäsch, glucksich Hou. Mer Kerndeisel, en mei doll Kou,
du iwwägeschoiter Kreppebesser, du Stäachhorn un du Buckseschesser,
aus der innerschte Kest dau kimms, wie de 7. Sort dich benimms,
wie Haare, Zulukaffer un Gesocks, du Krulfurzer un du Ochs
Ja lustig, lustig, tralalalala, das Dorneffer Platt ist wunderbar.
 
HELAU!              
 
 
 
Der Veröffentlichung wurde durch Johannes Lahnstein zugestimmt. Die Büttenrede wurde in 1982 geschrieben und vorgetragen. dorndorfleben e.v. hat die Erlaubnis diese zu veröffentlichen.